Vermehrt «aggressive Verkaufsmethoden»

Im vergangenen Jahr gab es 339 Anfragen bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission und es wurden 326 Beschwerdeverfahren durchgeführt. Die Entwicklung: Der Tatbestand der «aggressiven Verkaufsmethoden« hat erheblich zugenommen; Beanstandungen wegen sexistischer Werbung gingen dagegen um rund die Hälfte zurück.

Blickt man in die Jahresstatistik 2009 der Schweizerischen Lauterkeitskommission (SLK), sticht die rekordhohe Anzahl Beschwerdeverfahren ins Auge: 326 Verfahren  (gegenüber 311 im 2008) hatte die SLK 2009 zu bewältigen. Mehr Fälle gab es nie in der Geschichte der Lauterkeitskommission, welche im Jahre 1966 vom Verband Schweizer Werbung SW als Selbstkontrollorgan ins Leben gerufen wurde. Die auffälligsten Veränderungen betreffen die Tatbestände: «aggressive Verkaufsmethoden» sowie sexistische Werbung.  Im Jahr 2008 machten erstere noch 19 Prozent der Fälle aus; 2009 waren es 34 Prozent der Beanstandungen, die im Zusammenhang mit «aggressiven Verkaufsmethoden» gemacht wurden. Eine rückgängige Entwicklung zeigt sich bei der sexistischen Werbung, diese ging von 13, 5 Prozent im 2008 um fast die Hälfte zurück, und lag 2009 bei noch 7 Prozent. Bei den weiteren Tatbeständen gibt es deren vier, bei denen auffällige Veränderungen zu rapportieren sind: So ist beim Tatbestand «unrichtige Angaben» eine Zunahme von 8,6 Prozent (2008) auf 11,1 Prozent im vergangen Jahr auszumachen. Im Bereich «Gewinnspiele» sind weniger Beanstandungen eingegangen. Hier ging der Prozentanteil an allen Fällen von 10,9 Prozent im 2008 auf 7,7 Prozent (2009) zurück. Erfreulich ist die Entwicklung beim «Kinder-/Jugendschutz», wo ein Rückgang um 2,7 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent  im Jahr 2009 zu verzeichnen ist. Schliesslich haben die Beanstandungen beim Tatbestand «Verwechslungsgefahr» zugenommen und sind von 0,3 (2008) auf 1,2 Prozent im 2009 angestiegen. Bei den weiteren Tatbeständen sind lediglich unbedeutende Veränderungen auszumachen, sie bewegen sich im Bereich zwischen 0,1 und einem Prozentpunkt.

Fälle via Telefon stark angestiegen
Was die Kanäle angeht, über welche die beanstandete Werbung gestreut wurde, sind mit zwei Ausnahmen alle prozentual zurückgegangen. Eine erhebliche Zunahme von 23,1 Prozentpunkten ist dagegen bei «Telefon/Fax» zu verzeichnen. Während im 2008 16,4 Prozent der beanstandeten kommerziellen Kommunikation per Anruf erfolgte; waren es 2009 39,5 Prozent der Fälle. Dies ist durchaus kongruent mit der Entwicklung der Tatbestände selber. Wie erwähnt, sind dies die «aggressiven Verkaufsmethoden», welche in den allermeisten Fällen via Telefon erfolgen. Ebenfalls zugenommen haben Beschwerden gegen Flyer, welche unter «Verteilt, aufgelegt» fallen. Diese sind von zwei Prozent 2008 auf 8,1 Prozent im Jahr 2009 angestiegen. Das «sauberste» Medium war 2009 das Kino. Bezüglich Werbung, die in Lichtspielhäusern gezeigt wurde, gingen keine Beanstandungen ein. Abgesehen von diesen beiden Bereichen ist die Entwicklung bei den Kanälen also rückläufig. Was jedoch nicht heisst, dass der SLK die Arbeit ausginge, denn mit den neuen Medien ist es für die Konsumentinnen und Konsumenten nicht immer einfach nur schon Werbung als Werbung zu erkennen – und geschweige denn zu beanstanden. Die Herausforderungen für die SLK werden also nicht kleiner – im Gegenteil.

Der Tätigkeitsbericht (deutsch und französisch) kann über www.www.faire-werbung.ch heruntergeladen werden.

Piero Schäfer
Pressesprecher Lauterkeitskommission